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Mit der Shinkansen-Baureihe 1000 (jap. 1000形) wurden die beiden Shinkansen-Versuchszüge bezeichnet, welche für Testfahrten vor der Eröffnung der Tōkaidō-Shinkansen 1964 genutzt wurden.[1] Die Baureihe umfasste sechs Wagen, die zu den beiden Zügen A und B formiert waren. Nach der Betriebsaufnahme der Shinkansen-Linie wurden Zug A zum Rettungszug der Baureihe 941 und der Zug B zur Baureihe 921, dem ersten Doctor Yellow. Alle Fahrzeuge beider Züge wurden verschrottet.

Shinkansen-Baureihe 1000
Künstlerische Darstellung des A-Zuges der Shinkansen-Baureihe 1000
Künstlerische Darstellung des A-Zuges der Shinkansen-Baureihe 1000
Künstlerische Darstellung des A-Zuges der Shinkansen-Baureihe 1000
Nummerierung: 1001–1006
Anzahl: 6 Wagen formiert zu 2 Zügen:
Zug A: 2 Wagen
Zug B: 4 Wagen
Hersteller: Zug A: Kisha Seizō, Nippon Sharyo
Zug B:Hitachi, Kawasaki, Kinki Sharyō
Baujahr(e): 1961–1962
Ausmusterung: 1975–1976
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge: Zug A: 49,5 m
Zug B: 99,5 m
Breite: 3.380 mm
Höchstgeschwindigkeit: 256 km/h bei Versuchsfahrten (Zug B)
Dauerleistung: Zug A: 1360 kW
Zug B: 2720 kW
Stromsystem: 25 kV 60 Hz ~
Stromübertragung: Oberleitung
Bauart Fahrstufenschalter: Niederspannungsstufenschalter
Bremse: Elektrische Bremse, Direkte Bremse
Zugbeeinflussung: ATC-1
Sitzplätze: Zug A: 136 Plätze
Zug B: 300 Plätze

Geschichte


Ursprünglich war der Bau von zwölf Vorserienwagen geplant, das Programm wurde jedoch zwecks Kosteneinsparung auf sechs Wagen gekürzt. Sie wurden für die Versuche zu zwei Zügen formiert, wobei Zug A aus zwei Wagen und Zug B aus vier Wagen bestand. Die Züge waren für eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ausgelegt.

Als erster Wagen des Zuges A wurde No. 1001 am 16. April 1962 im Kisha-Seizō-Werk in Kōtō (Tokio) fertiggestellt. Der Wagen wurde daraufhin per Straße und Schiene in das Nippon-Sharyo-Werk Warabi in Kawaguchi gebracht,[2] wo er mit dem zweiten Wagen gekoppelt wurde. Zug A konnte somit am 25. April im Werk offiziell der Presse vorgestellt werden.[3]

Künstlerische Darstellung des A-Zuges in seinem späteren Einsatz als Rettungszug der Baureihe 941 mit beleuchteter Nasenspitze
Künstlerische Darstellung des A-Zuges in seinem späteren Einsatz als Rettungszug der Baureihe 941 mit beleuchteter Nasenspitze

Die Versuchsfahrten begannen am 26. Juni 1962 auf dem 32 km langen Testgleis zwischen Kamonomiya in Odawara und Ayase in der Präfektur Kanagawa, wo bereits im Juli 110 km/h erreicht wurden.[4] Am 27. Oktober erreichte der Zug B das erste Mal die Rekordgeschwindigkeit von 190 km/h, womit der am 21. November 1960 vom kapspurigen Versuchszug KuMoYa 93 (aus der Kodama-Baureihe 151 abgeleitet) auf der Tōkaidō-Hauptlinie aufgestellte japanische Geschwindigkeitsrekord von 175 km/h[5] überboten wurde. Am 31. Oktober 1962 erreichte der Zug B das erste Mal 200 km/h, am 20. Dezember 210 km/h, am 19. März 1963 253 km/h und am 30. März 256 km/h. Damit wurde ein neuer Rekord für Schienenfahrzeuge in Japan aufgestellt, welcher rund zwanzig Jahre lang gültig blieb. Entsprechend wurde dies an einer Gedenktafel am Wagenkasten des Zuges vermerkt.[1]

Mit dem Beginn des Probebetriebes der Tōkaidō-Shinkansen im Juni 1964 wurde der Zug A als Rettungszug der Baureihe 941 definiert. Zug B wurde Gleis- und Oberleitungsmesszug T1 der Baureihe 922-0.[6] Der im Depot Osaka beheimatete Rettungszug war nie im Einsatz, wohl aber Messzug, der bis 1974 als Messzug T2 der Baureihe 922-10 geliefert wurde. Alle sechs Wagen der ehemaligen Baureihe 1000 wurden zwischen 1975 und 1976 in der Werkstatt Hamamatsu der JR Central zerlegt, wobei die Wagen zur Prüfung der Verschrottungsanlage dienten, auf der danach das erste Los von 360 Wagen der Shinkansen-Baureihe 0 zerlegt wurde.[1] Im Eisenbahnmuseum Saitama ist ein Stromabnehmer der Baureihe 1000 erhalten geblieben.[7]


Zugbildung


Zug A bestand aus den folgenden Wagen:

Zug B bestand aus den folgenden Wagen:


Technik



Wagenkasten


Alle Wagen hatten geschweißte Wagenkasten aus Stahl. Die Endwagen hatten eine aerodynamische Kopfform mit gebogenen Frontscheiben mit Ausnahme des Wagens 1006, der flache Frontscheiben hatte, wie sie später auch bei den Zügen der Shinkansen-Baureihe 0 verwendet wurden. Die Endwagen waren 24,75 m, die Zwischenwagen 25 m lang. Der Kastenquerschnitt war 3380 mm hoch und 3950 mm breit. Im Gegensatz zu den Zügen der Shinkansen-Baureihe 0 waren die Schürzen bei der Baureihe 1000 weiter nach unten gezogen.[7]

Wagen 1004 hatte ungewöhnliche, langgezogene sechseckige Fenster, die aus der Verwendung X-förmiger diagonaler Streben in den Kastenseitenwänden herrührten.

Im Gegensatz zu den Zügen der Shinkansen-Baureihe 0 waren die Prototyp-Züge mit außen laufenden Schiebetüren ausgerüstet. Weiter war der Kugelabschnitt der Nase des Zuges in transluzentem weißem Acrylglas ausgeführt, das von innen mit fünfzehn 20-W-Leuchtstoffröhren beleuchtet war. Neben der Nase befanden sich zwei Sealed-Beam-Scheinwerfer. Seitlich der Kopfform waren beleuchtete Kästen für die Zugnummern angebracht.


Inneneinrichtung

Für die Auswahl der Inneneinrichtung der Serienzüge wurde jeder Wagen mit einer anderen Sitzanordnung ausgerüstet:

Die Wagen 1001, 1003 und 1005 waren mit Toiletten und Waschbecken ausgerüstet. In den Wagen 1001 und 1003 war je eine Toilette im westlichen Stil und eine im japanischen Stil ausgeführt, im Wagen 1005 beide im japanischen Stil.[1] Erstmals wurden auch Pissoirs eingebaut, wie sie zuvor nur auf Triebzügen für den Schülerverkehr eingebaut wurden.[3]


Farbgebung

Ursprünglich war ein Farbschema mit roten Linien vorgesehen, es wurde aber ein Farbschema in Shinkansen-Blau und Elfenbeinweiß umgesetzt. Zug A war elfenbeinweiß bis auf das blaue Untergestell und zwei blauen Bändern – eines am unteren Ende der Seitenwand und eines über den Fenstern. Zug B war elfenbeinweiß mit dem Untergestell und dem Fensterband in Shinkansen-Blau.[7]


Drehgestelle


Für die Versuchsfahrzeuge wurden Triebdrehgestelle sechs verschiedener Bauarten entwickelt, die sich in der Ausführung der Achslagerführungen unterschieden. Für die angestrebten hohen Geschwindigkeiten war im Besonderen maßgebend, dass die Achslager in Längsrichtung möglichst wenig Spiel hatten um die Frequenz des Sinuslaufs herabzusetzen.[8] Alle Drehgestelle hatten eine Luftfederung in der Sekundärstufe und waren mit Monobloc-Rädern ausgerüstet.


Elektrische Ausrüstung


Stromabnehmer mit gekreuzten Unterscheren ähnlich demjenigen der Baureihe 1000
Stromabnehmer mit gekreuzten Unterscheren ähnlich demjenigen der Baureihe 1000

Bei Zug A war der Wagen 1002 mit einem Stromabnehmer ausgerüstet, bei Zug B die Wagen 1004 und 1006 mit je zwei nebeneinander liegenden Stromabnehmern. Die beiden Wagen waren mit einer über den Wagen 1005 verlaufenden Dachleitung miteinander verbunden. Die Stromabnehmer waren vom Typ PS9009 mit gekreuzter Unterschere.[1][9]

In den Wagen mit Stromabnehmern waren auch die Hauptschalter und die Transformatoren untergebracht, die niederspannungsseitig mit einem Stufenschalter versehen waren. Nach dem Stufenschalter wurde der Strom gleichgerichtet und den Gleichstrom-Fahrmotoren zugeführt. Jede Achse des Zuges wurde von einem im Drehgestell montierten Fahrmotor mit einer Dauerleistung von 170 kW angetrieben. Der Antrieb erfolgte über ein auf der Achse reitendes Getriebe mit einem Übersetzungsverhältnis von 2,17, das über eine Bogenzahnkupplung mit dem Fahrmotor verbunden war. Im Zug A waren Fahrmotoren vom Typ MT912, im Zug B vom Typ MT911 eingebaut.[7]

Die Züge waren mit der elektrischen Bremse und der direkt wirkenden Druckluftbremse ausgerüstet. Oberhalb von 50 km/h kam nur die elektrische Bremse zum Einsatz. Beide Züge waren mit der Zugsicherung ATC-1 ausgerüstet. Auf dem Dach der Endwagen war die Zugfunkantenne in der Form eines auf dem Kopf stehenden L angebracht.[7]


Modelle


Modellzüge der Shinkansen-Baureihe 1000: Links der Wagen 1003 vom Zug B, rechts der Wagen 1001 vom Zug A
Modellzüge der Shinkansen-Baureihe 1000: Links der Wagen 1003 vom Zug B, rechts der Wagen 1001 vom Zug A

Die Shinkansenzüge der Baureihe 1000 wurden von dem japanischen Modelleisenbahn-Hersteller Micro ACE als N-Spur-Modelle auf den Markt gebracht. Die Modelle waren sowohl in der Farbgebung der Baureihe 1000 wie auch in den Farben ihrer späteren Verwendung als Doctor Yellow erhältlich.




Einzelnachweise


  1. プロトタイプの世界 - Prototype World. Kōtsū Shimbunsha, Dezember 2005, OCLC 170056962 (japanisch).
  2. 新幹線の走るまで1 No.1001号車廻送 37-4-17 (engl.: Shinkansen Countdown 1: Car No. 1001 delivered 17 April 1962). In: Japan Railfan Club (Hrsg.): Japan Railfan Magazine. Juni 1962, S. 26–27.
  3. 新幹線の走るまで2 1001・1002号車完成 37-4-25 (engl.: Shinkansen Countdown 2: Car Nos. 1001 & 1002 delivered 25 April 1962). In: Japan Railfan Club (Hrsg.): Japan Railfan Magazine. Juni 1962, S. 28–31.
  4. Hiroshi Suda: 東海道新幹線 (engl.: Tōkaidō Shinkansen). JTB Can Books, Tokyo, Japan 2000, ISBN 4-533-03563-9.
  5. 国鉄クモヤ93形電車. In: Japanische Wikipedia. 10. September 2013, abgerufen am 26. Oktober 2014 (japanisch, JNR Baureihe KuMoYa 93).
  6. Nobuhiko Asahara: ガイドブック最盛期の国鉄車両73 東海道新幹線5 (engl.: Guidebook: Golden Years of JNR Trains 73 - Tokaido Shinkansen Part 5). In: Neko Publishing Co., Ltd. (Hrsg.): Rail Magazine. Nr. 300, September 2008, S. 164–177.
  7. 新幹線1000形電車. In: Japanische Wikipedia. 1. März 2014, abgerufen am 26. Oktober 2014 (japanisch, Shinkansen-Baureihe 1000).
  8. Isao Okamoto: Shinkansen Bogies. In: Japan Railway & Transport Review. Nr. 19, März 1999 (jrtr.net [PDF]). pdf (Memento des Originals vom 6. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jrtr.net
  9. Series 0 Inspection Car Type 922-B "Doctor Yellow" - 4 Cars Set - MicroAce A1158. Newhall Station, abgerufen am 26. Oktober 2014 (englisch, Abbildung eines Modells).



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