Der Bahnhof Wallau (Lahn) war ein Trennungsbahnhof am Streckenkilometer 56,9 der Oberen Lahntalbahn und 32,5 der Scheldetalbahn und ist seit November 2001 durch Rückbau ein Haltepunkt geworden und heißt seitdem Haltepunkt Biedenkopf-Wallau.[2]
Wallau (Lahn) | |
---|---|
![]() Ehemaliges Bahnhofsgebäude (2010) | |
Daten | |
Betriebsstellenart | Haltepunkt |
Bahnsteiggleise | 1 (ehem. 3) |
Abkürzung | FBIW |
IBNR | 8000187 |
Preisklasse | 6[1] |
Eröffnung | 19. März 1883 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Biedenkopf |
Ort/Ortsteil | Wallau |
Land | Hessen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 50° 55′ 22″ N, 8° 28′ 11″ O50.9227788.469722 |
Eisenbahnstrecken | |
| |
Bahnhöfe in Hessen |
Eröffnet wurde der Bahnhof am 19. März 1883 gleichzeitig mit der Oberen Lahntalbahn. Besonders mit der Eröffnung der Scheldetalbahn 1911 nahm die Bedeutung des Bahnhofs besonders im Güterverkehr stark zu. Da die Personenzüge der Scheldetalbahn von Anfang an nach Biedenkopf durchgebunden wurden, entwickelte sich der Bahnhof nie zu einem Umsteigeknoten. Ende der 1960er-Jahre fanden im Bahnhof umfangreiche Veränderungen statt. Die Ausfahrt nach Erndtebrück bzw. Dillenburg wurde umgestaltet, Lichtsignale ersetzten die Formsignale und das mechanische Stellwerk wurde gegen ein elektromechanisches Stellwerk der Baureihe E43 ausgetauscht.[3] Mitte des 20. Jahrhunderts hatte der Bahnhof als einer von zwei an denen mehrere Strecken zusammen trafen eine große Bedeutung für das Hessische Hinterland und hatte damit das höchste Güterverkehrsaufkommen im Landkreis. Zeitweise war er sogar der modernste Bahnhof der Oberen Lahntalbahn.[4][5]
Außerdem diente der Bahnhof in vielerlei Hinsicht als Grenzstation: Bis 1993 war die Bundesbahn in regionale Direktionen aufgeteilt; Wallau gehörte zu den seltenen Bahnhöfen an denen drei Direktionen aufeinander trafen. Während der Bahnhof selbst und die Strecke in Richtung Marburg zur Direktion Kassel gehörten, gehörte die Scheldetalbahn zur Direktion Frankfurt/M. die Obere Lahntalbahn im weiteren Verlauf lahnaufwärts zur Direktion Essen (zuvor Elberfeld und Wuppertal).[3] Am deutlichsten für die Reisenden war die Grenzlage von Wallau jedoch unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Hinterland in der US-Zone und Westfalen in der britischen Zone lagen. Ohne Grenzkontrollen war hier kein Durchkommen. Erst seit der Bahnreform, die 1994 in Kraft trat, ist es für die Reisenden dann wieder komplizierter: Der Nahverkehr wurde Ländersache (die Bundesländer bildeten Verkehrsverbünde, welche den Nahverkehr ausschreiben und an Eisenbahnverkehrsunternehmen vergeben) und somit kam es wieder zu Einschränkungen. Diese betreffen aber nun den Erwerb von Fahrkarten an Automaten, wenn man in einen anderen Verkehrsverbund reisen will.[5]
Der Personenverkehr auf der hier abzweigenden Scheldetalbahn wurde 1987 eingestellt. Der Güterverkehr auf einem dem Reststück bis Breidenstein endete 2002. Im November 2001 wurde der Abzweig zu diesem Reststück in eine Ausweichanschlussstelle umgewandelt und der Bahnhof wurde zu einem Haltepunkt degradiert und heißt seitdem Haltepunkt Biedenkopf-Wallau.[2] Die Weiche, an der das Reststück der Scheldetalbahn abzweigt, liegt seitdem auf freier Strecke.[5] Die ehemaligen Verlade- und Abstellgleise wurden abgebaut oder haben keine Verbindung zum Streckengleis mehr. Genauso wurden die ehemaligen Bahnsteiggleise 1 und 3 stillgelegt, sodass heute nur noch das ehemalige Gleis 2 als Durchgangsgleis der Oberen Lahntalbahn vorhanden ist. Auch die einst in Wallau vorhanden umfangreichen Gleisanschlüsse sind spätestens seitdem Geschichte. Neben einem Baustoffhändler bestand im Bahnhof selbst der Anschluss für ein großes Warenlagerhaus. Ferner befand sich außerhalb des Bahnhofs an der Strecke nach Laasphe noch ein weiterer Anschluss eines Industrieunternehmens.[5]
Inzwischen ist der Bahnhof auch als einer der letzten auf der Oberen Lahntalbahn modernisiert worden, der 110 m lange Bahnsteig ist jetzt 55 cm hoch, ein Wetterschutzhaus und ein überdachter Fahrradständer wurden errichtet.
Nach den enormen Waldschäden des Orkans Kyrill im Jahr 2007 bestand kurzfristig der Bedarf an Transportkapazitäten im Schienen-Güterverkehr. In Zusammenarbeit zwischen der Stadt Biedenkopf, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Kurhessenbahn wurde an der Scheldetalbahn zwischen den ehemaligen Haltepunkten Breidenstein und Wiesenbach die „erste hessische Holzverladestelle“ eingerichtet. Nachdem der Verkehr dort zwischenzeitlich wieder abnahm ist seit den Jahren 2021 und 2022 wieder mehr Verkehr anzutreffen; es ist sogar angedacht eine Güterverladestation („Railport“) dort einzurichten, wodurch der Bahnhof Wallau wieder an Bedeutung gewinnen könnte (siehe Scheldetalbahn#Zukunft).
Das 1883 eröffnete Empfangsgebäude wurde 1944 durch US-amerikanische Bombenangriffe so stark beschädigt, dass es in den 1950er-Jahren durch einen teilweisen Neubau ersetzt werden musste.[3] Mit dem Rückbau des Bahnhofs Wallau (Lahn) zum Haltepunkt wurde der DB-Schalter zum Oktober 2001 durch einen Automaten ersetzt. Aufgrund von Vandalismus wurde die Wartehalle bereits einige Monate später geschlossen.
Nachdem das Gebäude zusehends verfallen war, ließ man es im Herbst 2010 abreißen.[6]
Wallau liegt im Tarifgebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV). Außerdem besteht ein Übergangstarif zur Verkehrsgemeinschaft Westfalen Süd (VGWS).
Heute halten im Bahnhof Wallau (Lahn) Regionalbahnen der Relation Marburg (Lahn)–Cölbe–Biedenkopf–Bad Laasphe–Erndtebrück. Diese verbinden Wallau im Stundentakt mit Marburg und Bad Laasphe, sowie mit Erndtebrück im Zwei-Stunden-Takt. Am Wochenende verkehren weniger Züge.
Linie | Verlauf | Takt |
---|---|---|
RB 94 | Obere Lahntalbahn: Marburg (Lahn) – Cölbe – Lahntal-Sarnau – Goßfelden – Sterzhausen – Caldern – Buchenau (Lahn) – Friedensdorf (Lahn) – Wilhelmshütte (Lahn) – Biedenkopf – Biedenkopf Campus – Wallau (Lahn) – Bad Laasphe-Niederlaasphe – Bad Laasphe – Feudingen – Oberndorf (Wittgenstein) – Leimstruth – Schameder – Erndtebrück Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021 | 120 min 60 min (Marburg–Laasphe werktags) |
Der Bahnhof Wallau (Lahn) liegt am Südrand des gleichnamigen Ortes zwischen der Bundesstraße 62 (Ortsumgehung Biedenkopf-Wallau) und der Bahnhofstraße. Um den Bahnhof herum hat sich ein kleines Gewerbegebiet gebildet. Zwei Bushaltestellen erschließen den Bahnhof: die Haltestelle Wallau Bahnhofstraße an der gleichnamigen Straße und die neu gebaute Haltestelle Wallau Bahnhof, direkt vor dem Haltepunkt. Diese werden von folgenden Buslinien an das Netz angeschlossen: