Die M 290.001 und 002 waren Motortriebwagen der Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) für den Fernverkehr. Der Hersteller Vagónka Tatra bezeichnete die Fahrzeuge als Tatra 68. Sie kamen von 1936 bis 1939 auf der Expressverbindung Slovenská Strela (deutsch: Slowakischer Pfeil) von Prag nach Bratislava zum Einsatz. Obwohl ab der Nachkriegszeit andere Fahrzeugkombinationen diese Verbindung bedienten, prägte die erste Benennung diesen Zuglauf derart, dass aktuell auch die eingesetzten neueren Züge begrifflich mit Slovenská Strela gleichgesetzt werden.
ČSD M 290.001-002 | |
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![]() M 290.002 vor der Restaurierung im Jahr 2021 | |
Nummerierung: | M 290.001-002 |
Anzahl: | 2 |
Hersteller: | Tatra Kopřivnice |
Baujahr(e): | 1936 |
Ausmusterung: | 1953/1960 |
Achsformel: | (1A)' (A1)' |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Puffer: | 25.100 mm |
Höhe: | 3.665 mm |
Breite: | 2.850 mm |
Drehzapfenabstand: | 18.500 mm |
Drehgestellachsstand: | 4.150 mm |
Leermasse: | 36,0 t |
Dienstmasse: | 42,58 t |
Radsatzfahrmasse: | 9,0 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 130 km/h |
Installierte Leistung: | 2×123 kW |
Raddurchmesser: | 920 mm |
Brennstoffvorrat: | Benzin |
Motorentyp: | 2 × Tatra 67 |
Leistungsübertragung: | elektromechanisch System Sousedík |
Tankinhalt: | 2 × 220 l |
Zugbremse: | pneumatisch System Knorr Handbremse |
Sitzplätze: | 72 |
Stehplätze: | 0 |
Klassen: | nur 2. Klasse |
Eingesetzt wurden die Fahrzeuge als Expressverbindung zwischen Prag und Bratislava als Slovenská Strela. Diese Strecke wurde in den 1930er Jahren fahrplanmäßig in 4 Stunden und 28 Minuten zurückgelegt.
Mit Kriegsbeginn im Jahre 1939 wurden die Fahrzeuge abgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Wagen für Regierungs- und Ministerienfahrten, so zum Beispiel für die Fahrten zum Nürnberger Prozess, benutzt.[1] Kurzzeitig wurden die Züge auch auf der regelmäßigen Verbindung Prag-Ostrava und Prag–Karlovy Vary eingesetzt.
Die als besonders luxuriös geltenden Züge passten nach dem Februarumsturz 1948 nicht mehr in das Bild des sozialistischen Eisenbahnverkehrs, da sie zu wenige Sitzplätze hatten. Wagen M 290.001 wurde 1953 abgestellt und nach Šumperk überführt. Später wurde er bei Vagónka Tatra in Studénka auf dem Werksgelände abgestellt, um restauriert zu werden. 1960 brannte er aus. M 290.002 diente bis 1960 gelegentlich für Fahrten der Regierung und kam, falsch als M 290.001 bezeichnet, später ins Werksmuseum von Tatra in Kopřivnice.
Am 8. Januar 2010 beschloss die Regierung der Tschechischen Republik die Aufnahme des Fahrzeuges in die Liste der Nationalen Kulturdenkmäler zum 1. Juli 2010.[2]
Nachdem der Triebwagen über Jahre vor dem Museum unter einer Überdachung im Freien stand und durch Witterungseinflüsse bereits stark beschädigt war, wurde er im August 2018 abtransportiert. In Hranice na Moravě soll das Fahrzeug für 35 Millionen Kronen (etwa 1,4 Millionen Euro) instand gesetzt und wieder betriebsfähig hergerichtet werden. Nach Fertigstellung der Arbeiten in etwa zwei Jahren soll der „Pfeil“ im Tatra-Museum in Kopřivnice, in einem neuen Außengebäude vor Witterungseinflüssen geschützt, wieder präsentiert werden.[3][4]
In der Zwischenzeit hat man sich entschlossen, neben der äußeren Aufarbeitung auch die Antriebsanlage wieder instand zu setzen und den Triebwagen wieder betriebsfähig aufzuarbeiten. Bei den Firmen MEZ und G & EM in Vsetín wurde die elektromechanische Antriebsanlage wieder hergerichtet, und in Kombination von zwei Motoren von Škoda 76 konnte im Dezember 2020 zum ersten Mal auf einem Abschnitt der Strecke zwischen Přerov und Břeclav eine Geschwindigkeit von 75 km/h erreicht werden.[5] Im Januar 2021 wurde mit dem Fahrzeug eine Geschwindigkeit von 135 km/h erreicht.[5] Am 13. März 2021 erreichte der Triebwagen auf einer Langstreckenfahrt dann Břeclav aus eigener Kraft.[6] Insgesamt werden die Gesamtkosten für die Wiederaufarbeitung des Fahrzeuges auf 118 Mio. Kronen geschätzt.[7]
Neuartig war die antriebstechnische Lösung der Triebwagen nach dem System des Ingenieurs Sousedík. Bei niedrigen Geschwindigkeiten wurde die Leistung der beiden Ottomotoren zum größten Teil elektrisch übertragen, ab einer Geschwindigkeit von über 85 km/h mechanisch. Dazu war jeder der Motoren direkt mit dem – sich drehenden – Stator eines Generators verbunden, dessen Rotor zusammen mit einem zusätzlichen Elektromotor über ein Getriebe auf die Antriebsachse wirkte.
Bei niedrigen Geschwindigkeiten oder im Stillstand ist die Drehzahldifferenz zwischen Stator und Rotor des Generators und die dadurch erzeugte elektrische Leistung hoch. Sie wird über den Elektromotor an die Achse übertragen. Mit zunehmender Geschwindigkeit nimmt sie ab, weil die Drehzahl des Rotors zunimmt und er deshalb mehr Leistung direkt mechanisch überträgt. Bei 85 km/h wird der Generator durch eine Kupplung überbrückt.
Die Antriebseinheiten waren in den Drehgestellen untergebracht.