Die Reihe Mh der Niederösterreichischen Landesbahnen (NÖLB) sind Schmalspur-Stütztenderlokomotive, die ursprünglich für die Bergstrecke der Mariazellerbahn konstruiert wurde.
Entstanden sind die Maschinen aus dem Bedarf heraus, für die im Bau befindliche Mariazellerbahn leistungsfähigere Schmalspurlokomotiven als bislang üblich zur Verfügung zu haben. Beispielsweise erwiesen sich die Reihen U und Uv auf der anspruchsvoll trassierten Gebirgsbahn bald als zu leistungsschwach. Gute Erfahrungen mit Vierkupplern auf anspruchsvoll trassierten Strecken machten die Bosnisch-Herzegowinischen Landesbahnen ab 1903 mit der Reihe IVa5, auf deren Konstruktion die Baureihe Mh aufbaute.
Nachdem sich die erste Heißdampflok der Niederösterreichischen Landesbahnen (Uh.1) sehr gut bewährt hatte, bestellten die NÖLB bei Krauss in Linz für die Bergstrecke zunächst vier Heißdampflokomotiven (Bezeichnung Mh.1 bis Mh.4), die 1906 geliefert wurden. Zu Vergleichszwecken wurden weiters zwei Nassdampf-Verbundlokomotiven bestellt, welche die Bezeichnung Mv.1 und Mv.2 erhielten und 1907 in Betrieb genommen wurden. Da sich die Heißdampfvariante im Betrieb besser bewährte, wurden 1908 noch zwei Maschinen dieser Bauart beschafft (Mh.5 und Mh.6). Diese beiden Lokomotiven waren ursprünglich mit einem Kobelschornstein als Funkenfänger ausgestattet. Die Bezeichnung der Lokomotiven rührt von M als Anfangsbuchstaben von Mariazell her.
Das hohe Fahrgastaufkommen machte jedoch nach wenigen Jahren die Elektrifizierung der Strecke nach Mariazell und Gußwerk erforderlich, sodass die Dampflokomotiven ab 1911 nur mehr auf der abzweigenden Lokalbahn Ober-Grafendorf–Gresten (der sogenannten „Krumpe“) eingesetzt wurden. In der Zwischenkriegszeit fuhren die Lokomotiven auch auf der Ybbstalbahn und den Waldviertler Schmalspurbahnen. Nach 1938 reihte die Deutsche Reichsbahn die Mv als 99 1101–1102 und die Mh als 99 1111–1116 ein. Von den ÖBB wurden 1953 die Lokomotiven der Reihe Mh in 399 umgezeichnet und die der Reihe Mv in 299.
Auf der "Krumpe" waren die Mh bis zur Beschaffung leistungsfähiger Diesellokomotiven der Reihe 2095 (um 1960) für schwere Güterzüge unerlässlich. In der Folge fanden sie auch auf anderen österreichischen Schmalspurbahnen Verwendung, z. B. den Waldviertler Schmalspurbahnen, der Vellachtalbahn in Kärnten und der Pinzgaubahn.
Ab etwa 1970 konzentrierte sich der Bestand der Reihe 399 dann im Waldviertel, wo sie bis in die 80er Jahre hinein einen Großteil des Gesamtverkehrs bewältigten. Infolgedessen entwickelten sich die Waldviertler Schmalspurbahnen zu einem beliebten Reiseziel für Eisenbahnfreunde aus ganz Europa. Erst als die Bregenzerwaldbahn 1982 eingestellt wurde, stand durch die dort freigewordenen Dieselloks der Reihe 2095 die Ablösung im Plandienst an, die sich allerdings bis 1986 hinzog. Auch danach erfolgten noch zahlreiche Einsätze als Reservemaschinen vor Planzügen. Diese endeten erst, als auch der Verkehr auf den Waldviertler Schmalspurbahnen bis 2001 schrittweise eingestellt wurde.
Die Lokomotiven der Reihe Mh sind noch sämtlich erhalten und teilweise auch fahrbereit, sie werden heute für Nostalgiefahrten eingesetzt.
Mit der Übergabe einiger niederösterreichischen Nebenbahnen an die NÖVOG wechselten auch die 399.01, 02, 04 und Mh.6 den Besitzer. Die 399.02 und 04 waren vorerst weiterhin in Gmünd als Ersatzteilspender hinterstellt, die 399.01 war 2011 im Einsatz und kam Mitte 2012 mit einem Kesselschaden nach Meiningen, von wo sie Ende Mai 2013 als Mh.1 beschriftet wieder zurückkehrte.
Die 399.02 wurde 2014 an die Salzburg AG verkauft, wo sie in Zell am See bei der Pinzgauer Lokalbahn nicht betriebsfähig hinterstellt ist. Die 399.03 wurde ebenfalls an die Salzburg AG verkauft und steht unter ihrer ursprünglichen Bezeichnung Mh.3 auf der Pinzgauer Lokalbahn vor Nostalgiezügen im Einsatz.
Die von der NÖVOG wieder als Mh.4 bezeichnete 399.04 wurde bis 2015 in Meiningen aufgearbeitet und absolvierte am 26. November 2015 erfolgreich ihre Belastungsprobefahrt auf den Waldviertler Schmalspurbahnen mit neun Personenwagen.[1]
Die 399.05, die zuletzt 1990 im Dienst stand, wurde nach ihrer Ausmusterung von einer Privatperson erworben und 2009 an die Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (Steyrtalbahn) weiter verkauft. Eine betriebsfähige Aufarbeitung der im Bahnhof Grünburg hinterstellten und teilweise zerlegten Maschine ist geplant.
Die Mh.6 wurde bis 1993 vom ehemaligen Lokführer Erich Dürnecker in den Ursprungszustand zurück versetzt und wird vom Eisenbahnclub Mh.6 in Ober-Grafendorf betreut. Sie ist an einigen Wochenenden in den Sommermonaten auf der von der NÖVOG betriebenen Mariazellerbahn unterwegs.
Um ein möglichst hohes Reibungsgewicht von 30 Tonnen sowie einen guten Kurvenlauf zu erzielen, wählte man im Gegensatz zur kurz zuvor entstandenen bosnischen IVa 5 für die Mh eine Konstruktion mit einem Krauss-Stütztender und der Achsfolge D2’. Kessel und Triebwerk entsprechen weitgehend der IVa5, die Mh besaßen jedoch eine geringere Rostfläche.
Die Achsen des Krauss-Stütztenders werden am Hauptrahmen der Lokomotive angelenkt und stellen die letzte Kuppelachse ein. Die erste Kuppelachse und die spurkranzlose Treibachse sind fix im Rahmen gelagert, während die zweite und vierte Achse seitliches Spiel haben. Diese Konstruktion ermöglichte einen optimalen Lauf bei Bogenradien von 80 m. Der Antrieb erfolgt durch eine Heißdampf-Zwillingsdampfmaschine. Die Leistung reichte aus, Züge bis zu 120 t mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h über die 27 ‰ steile Rampe zwischen Laubenbachmühle und Gösing zu befördern.
Vorbild der Grundkonzeption von Mv und Mh waren die bereits zwanzig Jahre zuvor bei der Lokomotivfabrik Floridsdorf entstandenen Stütztender-Lokomotiven der kkStB-Reihe 79 für die Arlbergbahn. Im Gegensatz zu diesen bewährten sich die Schmalspurmaschinen jedoch auf Anhieb.
NÖLB Mv / BBÖ Mv / ÖBB 299 | |
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Nummerierung: | NÖLB Mv.1–2, BBÖ Mv.1–2, ÖBB 299.01–02 |
Anzahl: | NÖLB: 2 BBÖ: 2 ÖBB: 2 |
Hersteller: | Krauss/Linz |
Baujahr(e): | 1907 |
Ausmusterung: | 1973 |
Achsformel: | D2’ n2vst |
Spurweite: | 760 mm |
Länge über Kupplung: | 11,665 m |
Gesamtradstand: | 8100 mm |
Dienstmasse: | 45,08 t |
Reibungsmasse: | 30,08 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 40 km/h |
Treibraddurchmesser: | 920 mm |
Laufraddurchmesser hinten: | 660 mm |
Steuerungsart: | Heusingersteuerung |
Zylinderanzahl: | 2 |
HD-Zylinderdurchmesser: | 370 mm |
ND-Zylinderdurchmesser: | 550 mm |
Kolbenhub: | 450 mm |
Kesselüberdruck: | 13,0 atm |
Anzahl der Heizrohre: | 166 |
Heizrohrlänge: | 4100 mm |
Rostfläche: | 1,59 m² |
Strahlungsheizfläche: | 6,52 m² (feuerberührt) |
Rohrheizfläche: | 88,52 m² (feuerberührt) |
Verdampfungsheizfläche: | 95,04 m² (feuerberührt) |
Wasservorrat: | 5,0 m³ |
Brennstoffvorrat: | 1,92 t |
Die Lokomotiven der Bauart Mv (Reihe 299) weisen dieselbe Konstruktion des Fahrgestells auf, haben aber auf Grund der anderen Konstruktion des Kessels und der Dampfmaschine (Verbundantrieb) zum Teil andere technischen Daten als die der Bauart Mh (Reihe 399).
Die beiden Verbundlokomotiven 299.01 und 299.02 wurden nach Erscheinen der ersten neuen Schmalspurdieselloks der Reihe 2095 schließlich Anfang der 60er Jahre abgestellt. Auf ihre noch brauchbaren Rahmen wurden nach der 1973 erfolgten formellen Ausmusterung Schneepflüge aufgebaut, es blieb kein Exemplar erhalten.
kkStB: Schnell- und Personenzug- | Güterzug- | Leichte | Schmalspur- | Dampftriebwagen | Schlepptender | Wasserwagen
BBÖ: Schnell- und Personenzug- | Güterzug- | Leichte | Schmalspur- | Dampftriebwagen | Schlepptender
ÖBB: Dampflokomotiven | Dampftriebwagen | Schlepptender
Alte Staatsbahnen: SStB | NStB | ÖStB | SöStB | LVStB | Tiroler StB
Privatbahnen: KFNB | StEG | ÖNWB / SNDVB | SB
Sonstige: k.u.k. HB