Die Frecciarossa 1000[4] beziehungsweise ETR 400[5][6] auch V300 Zefiro[7] oder ETR 1000,[5][7] ist eine Baureihe von italienischen Hochgeschwindigkeitszügen, die durch ein Konsortium bestehend aus AnsaldoBreda, später Hitachi Rail Italy, und Bombardier Transportation (inzwischen Teil von Alstom) hergestellt werden. Als Auflage der Übernahme von Bombardier Transportation durch Alstom, musste sie ihren Beitrag am V300 Zefiro an einen Mitbewerber abgeben.[8] Am 2. Dezember 2021 wurde bekannt, dass Hitachi Rail die Plattform, voraussichtlich 2022, vollständig übernimmt.[9] 50 Züge wurden mit der ersten Bestellung abgerufen, der erste Zug wurde am 26. März 2013 der Öffentlichkeit präsentiert. Alle Züge sind mit ETCS Level 2 von AnsaldoBreda ausgerüstet, zwölf davon mit der Systemdefinition SRS 2.3.0d.
ETR 400 | |
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![]() Frecciarossa 1000 am Bahnhof Roma Tiburtina | |
Nummerierung: | ETR 400.001–050 |
Anzahl: | 64 in Italien sowie 23 in Spanien |
Hersteller: | Hitachi Rail SpA (bis 2015: AnsaldoBreda), Alstom (bis 2022, davor: Bombardier Transportation bis 2021) |
Baujahr(e): | ab 2013 |
Achsformel: | Bo'Bo'+2'2'+Bo'Bo'+2'2' +2'2'+Bo'Bo'+2'2'+Bo'Bo' |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge: | 202 m |
Höhe: | 4080 mm |
Breite: | 2924 mm |
Fester Radstand: | 2850 mm |
Leermasse: | 461 t betriebsbereit |
Dienstmasse: | 498 t besetzt |
Radsatzfahrmasse: | 17,3 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 25 kV 50 Hz~: 350 km/h 15 kV 16,7 Hz~/ 3 kV=: 300 km/h 1,5 kV=: 220 km/h |
Dauerleistung: | 25 kV 50 Hz~: 9800 kW 15 kV 16,7 Hz~/ 3 kV=: 6900 kW 1,5 kV=: 3050 kW |
Anfahrzugkraft: | 370 kN |
Beschleunigung: | bis zu 0,7 m/s²[1][2] |
Bremsverzögerung: | bis zu 1,2 m/s²[1] |
Stromsystem: | 15 kV 16,7 Hz~ (Option) 25 kV 50 Hz~ 1,5 kV= 3 kV=[3] |
Anzahl der Fahrmotoren: | 16 |
Zugbeeinflussung: | ETCS Level 2, SCMT |
Sitzplätze: | 455 + 2 Rollstuhlplätze |
Auf die Ausschreibung von Ferrovie dello Stato Italiane zur Lieferung von 50 Hochgeschwindigkeitszügen bot eine Arbeitsgemeinschaft bestehend aus Bombardier zusammen mit AnsaldoBreda unter dem Namen V300 Zefiro[7] einen zweihundert Meter langen Zug mit acht Wagen an. Der Entwurf wurde von AnsaldoBredas V250 und Bombardiers Zefiro abgeleitet. In der Folge bezeichneten die Hersteller und die Ferrovie dello Stato Italiane (FS) den Zug als ETR 1000.[10][11]
Trenitalia vergab den Auftrag an Bombardier und Ansaldo im August 2010. Das Angebot der beiden Firmen war mit 30,8 Millionen Euro pro Zug günstiger als das Angebot von Alstom mit 35 Millionen Euro. Der Auftrag hatte ein Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden Euro, wovon 652 Millionen auf den Lieferanteil von Bombardier entfielen.[12]
Im August 2012 stellte Trenitalia ein 1:1-Modell der Kopfform des als Frecciarossa 1000[13] bezeichneten Zuges in Rimini vor, das danach auch auf der Innotrans in Berlin gezeigt wurde. Die ETR 1000 wurden später als ETR 400 bezeichnet, da für die Registrierung von Rollmaterial keine vierstellige Ziffernkombination möglich ist.[5] Im März 2013 wurde der erste der fünf Vorserienzüge im Ansaldobreda-Werk Pistoia der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieser Zug wurde nach dem italienischen Leichtathleten Pietro Mennea getauft, der in Italien als „Freccia del Sud“ (deutsch Pfeil des Südens) bekannt war[14] und wenige Tage zuvor verstorben war. Nach der Präsentation wurde der erste Zug nach Florenz überführt, wo er mit Messinstrumenten ausgerüstet wurde, bevor die umfangreichen Testfahrten auf dem Eisenbahnversuchsring Velim begannen. Die anderen Vorserienzüge führten Versuchsfahrten auf dem italienischen Streckennetz aus, mit welchen die Zulassung bis 300 km/h im April 2015 erreicht wurde. Zur Expo 2015 wurden ab dem 14. Juni 2015 die ersten sechs dem Betrieb übergeben.
Die technischen Prüfungen für den kommerziellen Betrieb mit 350 km/h, der die Reisezeit zwischen Mailand und Rom von 3 Stunden auf 2 Stunden 20 Minuten verkürzen sollte, wurden im Dezember 2016 abgeschlossen.[15] Bei den Versuchsfahrten waren in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember 2015 die Geschwindigkeit von 390,7 km/h erreicht worden[16], und in der Nacht auf den 26. Februar 2016 wurden 393,8 km/h erreicht.[17] Für die Tests wurde der dritte Zug der Serie verwendet; er sollte anschließend als Messzug dem italienischen Infrastrukturbetreiber RFI zur Verfügung gestellt werden.[15] Die Pläne des RFI zum Ausbau der Infrastruktur für einen Betrieb mit 350 km/h wurden allerdings im Mai 2018 vom Verkehrsministerium und der Eisenbahn-Sicherheitsbehörde ANSF gestoppt, weil die ökonomischen und technischen Nachteile höher als die Vorteile sind.[18][19]
Im Juni 2019 wurde die Bestellung weiterer 14 Züge für Trenitalia bekannt gegeben.[20] Die Züge wurden im Blick auf die Liberalisierung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Europa beschafft.[21] Die Zulassung der Baureihe für Frankreich erfolgte im Juni 2021.[22][23] Die 2021 gegründete Tochtergesellschaft Trenitalia France setzt seit Dezember 2021 fünf Züge für eine Verbindung Paris–Lyon–Turin–Mailand ein.[24] Gestartet wird mit drei Zugpaaren täglich.[25]
Die private spanische Bahngesellschaft Intermodalidad de Levante SA (ILSA), an der Trenitalia und die Fluggesellschaft Air Nostrum beteiligt sind, erhielt im November 2019 die Konzession für Hochgeschwindigkeitsverkehre zwischen Madrid und Barcelona sowie von Madrid nach Valencia und Sevilla.[26] Dafür wurden im August 2020 23 Triebzüge der Baureihe ETR 1000 mit ebenfalls acht Wagen bestellt.[27] Der Betrieb unter der Marke iryo soll im 4. Quartal 2022 aufgenommen werden.[28]
Der 200 Meter lange Triebzug besteht aus acht Wagen. Im Gegensatz zum ETR 500 ist die Antriebsausrüstung nicht mehr in zwei Triebköpfen konzentriert, sondern über die ganze Länge des Zuges verteilt. Die Verteilung der Antriebsausrüstung ist gleich dem Bombardier Zefiro für China, der Zug erhielt aber eine neue mechanische Struktur für den Verkehr auf dem europäischen Schienennetz. Die Antriebstechnik für die Triebzüge wird im Bombardier-Werk im baskischen Trápaga hergestellt,[2] das seit 2021 zu Alstom gehört.
Der Frecciarossa 1000 ist ausgelegt für einen Betrieb mit 360 km/h und erreichte während Testfahrten 393,8 km/h.[29] Um ihn aerodynamisch zu optimieren und im Inneren eine gute Schalldämmung zu erreichen, wurden zwischen den Wagen kastenkonturbündige Wellenbälge mit formvulkanisierten Wellen verbaut. Ein innerer Wellenbalg umfasst den ohne Türen ausgeführten Personenübergang, ein äußerer die Kupplungen und Kabel zwischen den Wagenkasten, sodass die Kontur der Wagenkasten über die ganze Länge des Zuges ohne Unterbrechung fortgeführt wird.
Der Zug verfügt über eine aktive Querfederung, die der Steigerung des Fahrkomfort bei der Einfahrt in Bögen dient, es wurde aber kein Neigesystem verbaut.[30]
Wagen | Technik | Wagenklasse | dominante Farbe im Innenraum |
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DM1 | Führerstand, Traktionsstromrichter, Bremswiderstand, 4 Fahrmotoren | Executive | braun |
TT2 | Transformator, Stromabnehmer 3 kV | Business | blau |
M3 | Traktionsstromrichter, Bremswiderstand, 4 Fahrmotoren | Business, Bistro | blau |
T4 | Stromabnehmer 25 kV, Batterien, Batterieladegeräte | Premium | rot |
T5 | Stromabnehmer 25 kV, Batterien, Batterieladegeräte | Standard | orange |
M6 | Traktionsstromrichter, Bremswiderstand, 4 Fahrmotoren | Standard | orange |
TT7 | Transformator, Stromabnehmer 3 kV | Standard | orange |
DM8 | Führerstand, Traktionsstromrichter, Bremswiderstand, 4 Fahrmotoren | Standard | orange |
Die Bezeichnungen der Wagen leiten sich aus dem Englischen ab:
Am 6. Februar 2020 entgleiste die mit etwa 290 km/h fahrende ETR 1000 Garnitur Nr. 21 beim Bahnhof von Livraga (Lodi) südöstlich von Mailand (siehe Eisenbahnunfall bei Livraga). Bei dem Unfall auf der Schnellfahrstrecke Mailand – Bologna starben die beiden Lokführer, 31 Personen wurden verletzt.[31]