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Der ETR 470 (von italienisch ElettroTreno Rapido) oder umgangssprachlich Pendolino ist ein von Trenitalia betriebener Zweistrom-Neigezug von Fiat Ferroviaria mit Zulassungen in Italien, der Schweiz, Deutschland, Österreich und Griechenland. Bis 2014 setzten auch die Schweizerischen Bundesbahnen diesen Fahrzeugtyp ein.

ETR 470
ETR 470 im SBB-Design in Lugano
ETR 470 im SBB-Design in Lugano
ETR 470 im SBB-Design in Lugano
Anzahl: 9 + 1 Prototyp
Hersteller: Fiat Ferroviaria
Baujahr(e): 1994–1997
Ausmusterung: 2014 (SBB)[1]
Achsformel: (1A)'(A1)' + (1A)'(A1)' + 2'2' + 2'2' + (1A)'(A1)' + (1A)'(A1)' + 2'2' + (1A)'(A1)' + (1A)'(A1)'
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge: 236'600 mm
Leermasse: 451 t
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Stundenleistung: 12 × 500 kW = 6000 kW
Dauerleistung: 12 × 490 kW = 5880 kW
Anfahrzugkraft: 260 kN
Stromsystem: 3 kV=

15 kV 16,7 Hz~

Anzahl der Fahrmotoren: 12
Sitzplätze: 151 (1. Klasse)

322 (2. Klasse)

Innenansicht eines Cisalpino
Innenansicht eines Cisalpino

Technik


Die neunteiligen Triebzüge sind von der FS-Baureihe ETR 460 abgeleitet, von der sie sich durch die Ausrüstung für zwei Strom- und vier Zugsicherungssysteme unterscheiden. Durch die Verteilung der Antriebsaggregate auf drei Wagenpaare konnte die Achslast auf 13,5 Tonnen begrenzt werden. Die Wagenkastenneigung wird hydraulisch gesteuert und erreicht einen maximalen Neigungswinkel von 8°. Die dafür nötigen Daten werden durch inertiale Sensoren (Kreiselinstrumente) in den beiden Endwagen ermittelt.


Geschichte


Die Züge wurden von September 1996 bis Dezember 2015 für den Verkehr zwischen Italien und der Schweiz eingesetzt. Sie verkehrten über die Simplonroute (GenfMailand und Basel–Bern–Mailand) und über die Gotthardroute (Zürich–Mailand und Basel–Mailand). Mit der Einführung der Pendolino-Züge verkürzte sich die Reisezeit zwischen Zürich und Mailand um nahezu eine Stunde (32 Minuten durch schnellere Kurvenfahrt, 21 Minuten durch Wegfall des Lokwechsels in Chiasso).

Ab März 1998 wurden einige Züge über Zürich hinaus bis Stuttgart verlängert. Im Dezember 2006 wurde diese Verbindung wieder eingestellt.[2]

Am 19. November 2001 beschränkte die DB Reise & Touristik auf Veranlassung des Eisenbahn-Bundesamtes die Höchstgeschwindigkeit der Züge in Deutschland auf 130 km/h. Eine Überprüfung der Radsätze durch das Eisenbahn-Bundesamt hatte ergeben, dass diese bei dauerndem Einsatz mit höheren Geschwindigkeiten überlastet werden und damit ein Achsenbruch riskiert wird.[3]

Am 13. Dezember 2009 wurde die Cisalpino AG aufgelöst. Fünf der neun Züge übernahm Trenitalia, die anderen vier die SBB. Seither wurden die Züge wieder in direkter Kooperation betrieben – wie vor Gründung der Cisalpino AG.[4] Gleichzeitig wurde der Einsatz dieses Zugtyps auf die Gotthardroute beschränkt. Die Wartung der Züge erfolgte durch Trenitalia in Mailand, 2010 übernahm die SBB in Basel die Wartung selbst.


Ausmusterung bei der SBB


Die SBB investierte ab 2011 insgesamt 12 Millionen Franken, um die Zuverlässigkeit ihrer vier Züge bis 2014 sicherzustellen.[5]

Der ETR 470.005 erreichte im April 2014 eine Kilometerzahl von 4,2 Millionen. Eine notwendige Grossrevision wurde nicht mehr durchgeführt und der Zug stattdessen am 15. April 2014 aus dem Verkehr gezogen. Dann wurde er als Ersatzteilspender für die verbliebenen drei ETR 470 der SBB verwendet. Da die Verkaufsbemühungen der SBB erfolglos blieben, wurden drei Züge (470.002, 470.003 (ausser 1.-Klasse-Endwagen), 470.005) am 14. November 2015 von ihrem Standplatz in Dottikon nach Kaiseraugst in eine Altstoffverwertungsfirma überführt.[6] Der ETR 470.009 war damals noch an Trenitalia vermietet, um den Mehrverkehr Zürich–Mailand an die Expo 2015 zu bewältigen.[7]


Weiterer Einsatz in Italien


Von Dezember 2015 bis Dezember 2020[8] setzte die Trenitalia den ETR 470 (Züge 9872, 9873, 9877 und 9878) noch im Frecciabianca-Verkehr zwischen Rom und Reggio Calabria ein.[9] Früher verkehrten einzelne Züge bis Florenz und Venedig.


Neueinsatz in Griechenland


In Folge der Übernahme des griechischen staatlichen Eisenbahnverkehrsunternehmens TrainOSE (inzwischen Hellenic Train) an die italienische Ferrovie dello Stato Italiane fanden Testfahrten mit einem Zug der Baureihe in Griechenland statt. Das italienische Unternehmen entschied daraufhin Ende 2018, fünf Züge zu modernisieren und in Griechenland einzusetzen.

Die fünf Zuggarnituren wurden in der Werkstatt San Nicolò (bei Piacenza) modernisiert und für einen Einsatz unter 25 kV/50 Hz umgebaut, erhielten eine ETCS-Ausrüstung sowie eine modernisierte Inneneinrichtung inklusive Wlan und Kundeninformationssysteme. Die Drehgestelle wurden in den Trenitalia-Werkstätten Vicenza und Bologna überholt. Der erste modernisierte Zug kam im Januar 2021 in Thessaloniki an, die restlichen vier Züge im Laufe des Jahres 2021.[10][8] Da an den Zügen die in Griechenland vorgeschriebenen Sandstreuer fehlten, erhielten sie 2021 von der Griechischen EIsenbahnaufsichtsbehörde RAS zunächst keine Zulassung.[11]

Anfang 2022 wurden vier Züge zugelassen und seit dem 15. Mai 2022 gibt es zwei tägliche Zugpaare zwischen Athen und Thessaloniki mit Zwischenhalt in Larisa. Die Fahrzeit auf der 510 km langen Strecke beträgt knapp vier Stunden.[12]


Verwandte Baureihen



Pannenanfälligkeit


Die ETR 470 zeigten eine relativ grosse Pannenanfälligkeit. In den Medien waren Pendolino-Zwischenfälle ein regelmässig wiederkehrendes Thema.[13]

Von Dezember 2007 bis Dezember 2008 hatten von 5936 geplanten Fahrten 665 eine Verspätung von mehr als 15 Minuten, 83 Fahrten kamen nie ans Ziel. In 70 Prozent der Fälle betrafen die Ausfälle Fahrten ab Milano Centrale.[14] Die Verspätungsquote der Cisalpino-Pendolino aus Italien kommend war mit 18,4 % fast vier Mal so hoch wie bei herkömmlichen EuroCity-Zügen auf derselben Strecke.[14]

Nach einem Zwischenfall vom 22. Dezember 2008 im Lötschberg-Basistunnel forderte die Gewerkschaft des Verkehrspersonals, dass die SBB die Wartung der Züge übernehmen oder sie aus dem Verkehr ziehen solle.[15] Für die Wartung war damals vertragsgemäss Trenitalia zuständig, die diese jedoch vernachlässige. Sie versäumte es Mitte Dezember 2008 tagelang, die Züge richtig zu warten.[16][17] Die SBB lehnten eine Stilllegung ab, um Rollmaterial-Engpässe zu vermeiden.

Im Dezember 2010 urteilte Edwin Dutler, Präsident von Pro Bahn Schweiz, dem Verband Schweizer Bahnbenutzer, über die ETR 470: „Die SBB reden von einer anspruchsvollen Flotte, doch es handelt sich um Schrott.“[18]

Im Mai 2011 wurde berichtet, dass von den vier ETR 470 der SBB drei fahrtauglich und einer in Wartung seien, während von den fünf der Trenitalia nach dem Brand eines Zuges auf der Gotthardlinie nur einer fahrtauglich sei.[19] Obwohl die Störungen an den Schweizer Fahrzeugen seit der Übernahme der Wartung durch die SBB-Werkstätte in Basel halbiert werden konnten, bleibe der Unterhalt sehr wartungsintensiv. Daher kündigte die SBB an, bei ihren ETR 470 nach Erreichen von 4,2 Millionen Kilometern Laufleistung keine Grossrevision durchzuführen, sondern die Züge aus dem Verkehr zu ziehen.[5]


Zwischenfälle


Zimmerberg-Basistunnel
Zimmerberg-Basistunnel
Brandspuren am Pendolino
Brandspuren am Pendolino

2006

2007

2008

2011

2013


Literatur




Commons: Alstom ETR 470 – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise


  1. SBB: Ersatz für pannenanfälligen Cisalpino. Schweizer Radio und Fernsehen, 16. April 2012, abgerufen am 13. Februar 2013.
  2. Meldung ICE-T: Seit Ende Mai 1999 im Fahrplanbetrieb. In: Eisenbahntechnische Rundschau. 48, Nr. 6, 1999, S. 398 f.
  3. Meldung DB bremst Cisalpino-Pendolini. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 1/2002, ISSN 1421-2811, S. 37.
  4. bahnonline.ch (25. September 2009): SBB und Trenitalia übernehmen Cisalpino-Verkehre wieder selber Trenitalia die Züge 1, 4, 6, 7, 8 und die SBB die vier Züge 2, 3, 5, 9
  5. ETR 470 noch bis Ende 2014. bahnonline.ch, 18. September 2011, abgerufen am 15. Oktober 2018.
  6. Letzter Halt: Schrottplatz – Ciao, ciao Pendolino!, Blick.ch vom 16. November 2015
  7. Dario Häusermann: Ein prägender Zeitgenosse verschwindet für immer – ETR 470, der Pendolino vom Süden. Eine kleine Hommage an einen Zug, der besser war als man glaubte. (Memento des Originals vom 2. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/schweizer-bahnen.ch schweizer-bahnen.ch
  8. Sandro Hartmeier: Trenitalia setzt ETR 470 nicht mehr ein - Zukunft in Griechenland. In: Bahnonline.ch. 14. Mai 2021, abgerufen am 21. Mai 2021.
  9. Redacione: Avvicendamenti in vista per gli ETR.470 e 610 Trenitali. In: News ferroviarie. Ferrovie.it, 25. November 2015, abgerufen am 23. Januar 2016 (italienisch).
  10. ETR 470 werden umgebaut. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 1, Januar 2019, ISSN 1421-2811, S. 41.
  11. Griechenland: Fehlende Besandung: Inbetriebnahme der ETR 470 verzögert sich. In: Eurailpress. 25. August 2021, abgerufen am 19. Dezember 2021.
  12. bac: Einsätze des ETR 470 in Griechenland gestartet. In: Eisenbahn-Revue International 7/2022, S. 366f.
  13. Tina Fassbind: Alter Cisalpino in den letzten Zügen. In: 20 Minuten. 7. April 2008, abgerufen am 25. August 2012.
  14. Cessoalpino Archiv 2008. CIS-Statistiken. In: Cessoalpino. Abgerufen am 25. August 2012.
  15. Gerhard Lob: Ungehaltene SBB. (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive) Der Bund, 24. Dezember 2008
  16. Trenitalia vergass Cisalpinos zu warten. In: 20 Minuten. 23. Dezember 2008, abgerufen am 25. August 2012.
  17. Adrian Müller: Die SBB verlieren die Geduld 20Minuten.ch, 24. Dezember 2008
  18. Gerhard Lob: Gotthardachse der Bahn bleibt ein Sorgenkind swissinfo.ch, 8. Dezember 2010
  19. Lokführer haben Nase voll von Cisalpino. Tages-Anzeiger, 31. Mai 2011, abgerufen am 3. September 2013
  20. Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe über den Mottbrand an Zug 157 (ETR 470 ‚Pendolino’) der CISALPINO AG vom Dienstag, 11. April 2006 im Zimmerbergbasistunnel Zürich–Thalwil (Memento des Originals vom 23. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sust.admin.ch, 23. April 2007 (PDF; 1,8 MB)
  21. Hitze am Rad – Rauch im Cisalpino. In: 20 Minuten. 30. April 2007, abgerufen am 25. August 2012.
  22. 150 Passagiere aus qualmenden Cisalpino evakuiert. In: 20 Minuten. 31. Juli 2007, abgerufen am 25. August 2012.
  23. Lötschbergbasistunnel: Defekter Cisalpino evakuiert. In: 20 Minuten. 16. Februar 2008, abgerufen am 25. August 2012.
  24. Cisalpino steckt im Tunnel: 200 Passagiere evakuiert. In: 20 Minuten. 22. Dezember 2008, abgerufen am 25. August 2012.
  25. Cisalpino zwischen Brig und Basel gestrandet. In: 20 Minuten. 29. Dezember 2008, abgerufen am 25. August 2012.
  26. Cisalpino soll stoppen. In: 20 Minuten. 22. Dezember 2008, abgerufen am 25. August 2012.
  27. Cisalpino: Er ist verspätet. Er bleibt im Tunnel stecken. Er lässt die SBB-Führung vor Wut erzittern: Unterwegs im Pannen-Zug. In: Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen am 31. Mai 2016.
  28. Cisalpino brennt – 70 Passagiere evakuiert. In: 20 Minuten. 17. Mai 2011, abgerufen am 25. August 2012.
  29. Rauchender Cisalpino im Hauptbahnhof. Tages-Anzeiger, 19. März 2013, abgerufen am 22. März 2013.



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