Der Bahnhof Bautzen, obersorbisch Dwórnišćo Budyšin, ist eine Betriebsstelle der Bahnstrecke Görlitz–Dresden und der hier abzweigenden, heute stillgelegten Strecken nach Hoyerswerda und Bad Schandau auf dem Stadtgebiet von Bautzen in Sachsen.
Bautzen Budyšin | |
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![]() Empfangsgebäude, Straßenseite (2019) | |
Daten | |
Betriebsstellenart | Bahnhof |
Lage im Netz | Zwischenbahnhof; ehem. Kreuzungsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 3 |
Abkürzung | DBZ |
IBNR | 8010026 |
Eröffnung | 23. Juni 1846 |
Profil auf Bahnhof.de | Bautzen-1035684 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Bautzen |
Land | Sachsen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 10′ 22″ N, 14° 25′ 45″ O51.17277777777814.429166666667 |
Höhe (SO) | 204 m |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe und Haltepunkte in Sachsen |
Der Bahnhof verfügte seit seiner Erbauung bis in die 1990er Jahre über ein Bahnbetriebswerk.
Am 23. Juni 1846 wurde Bautzen mit der Fertigstellung der Teilstrecke Bischofswerda–Bautzen an die Bahnstrecke Görlitz–Dresden der Sächsisch-Schlesischen Eisenbahngesellschaft angeschlossen. Am 1. September 1847 wurde die Verbindung durchgehend bis nach Görlitz eröffnet.
Der Standort des Bautzener Bahnhofs wurde aufgrund verschiedener technischer und ökonomischer Parameter – unter anderem wurde das Spreetal an einer der engsten Stellen gequert – etwas abseits der historischen Altstadt gewählt. Die Lage des Bahnhofs hat in der Folgezeit den innerstädtischen Verkehr stark beeinflusst und wesentliche Veränderungen an der gewachsenen Stadtstruktur hervorgerufen. Im Gegensatz zu anderen Städten ließ sich der Bautzener Bahnhof an keine der beiden mittelalterlichen Verkehrsachsen (Nord–Süd und Ost–West) zügig anbinden, da er südöstlich des alten Straßenkreuzes lag.
Weder die Inkaufnahme eines längeren Weges zum Stadtzentrum über einen Straßenknick noch ein diagonaler Straßendurchbruch zum Stadtzentrum wurden in Bautzen konsequent umgesetzt, stattdessen findet sich ein städtebaulicher Kompromiss. Auf der Verbindungsachse Bahnhof–Hauptmarkt wurde in die mittelalterliche Vorstadtstruktur hart eingegriffen und ein Straßendurchbruch mit der Kaiserstraße (heute Karl-Marx-Straße) durch die gewachsene Stadtstruktur bis hin zum Kornmarkt angelegt. Der weitere Durchbruch durch die Altstadtbebauung zum Hauptmarkt erfolgte nicht. Seit dieser Zeit hat sich das ökonomische Stadtzentrum Bautzens vom Hauptmarkt immer mehr Richtung Kornmarkt verlagert.
Verschiedene Planungen (1870 und 1914), die eine Eisenbahnverbindung von Berlin über Bautzen und Rumburg nach Wien vorsahen, wurden von der sächsischen Regierung aufgrund der gewollt bevorzugten verkehrlichen Entwicklung von Dresden nicht mitgetragen. Dies und die Tatsache, dass die Eisenbahnlinie nach Zittau bereits weit vor Bautzen in Bischofswerda abzweigt, verhinderten, dass sich Bautzen jemals zu einem bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt entwickelte.
Im Jahr 1877 wurde die Nebenstrecke nach Bad Schandau in Betrieb genommen. In diesem Zusammenhang wurde das Bahnhofsgebäude erweitert. Ab 1908 gab es eine Verbindung nach Berlin über Hoyerswerda. 1921 erhielt der Bahnhofsbau in etwa seine heutige Gestalt. 1945 brannte das Gebäude im Zuge der Schlacht um Bautzen aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Bahnhofsgebäude vereinfacht wieder aufgebaut. Der Plotzener Künstler Alfred Herzog (1895–1988) schuf acht Sgraffiti in der Bahnhofshalle. Sie stellen den Waggonbau LOWA und andere traditionelle Wirtschaftszweige in Bautzen und der Region dar.
Im Jahr 2006 wurde der Bahnhof von 2500 Reisenden täglich frequentiert.[1]
Die Deutsche Bahn bot der Stadt Bautzen im Dezember 2013 an, den Bahnhof zu einem Vorzugspreis zu kaufen.[2] Im Februar 2014 wurde das Empfangsgebäude aufgrund herabfallender Deckenteile geschlossen. Die Deutsche Bahn wollte die Schäden vor einem noch 2014 geplanten Verkauf des Gebäudes nicht mehr beheben.[3] Die Stadt lehnte einen Kauf aufgrund fehlender Rentabilität ab, schlug der Bahn jedoch im April 2014 einen Investor vor.[2] Dieser bezifferte den notwendigen Investitionsaufwand auf fünf Millionen Euro.[4]
Der Bautzener Kreistag beschloss Mitte Juni 2016 Teile eines Liegenschaftskonzeptes, welches einen neuen Verwaltungsstandort für etwa 250 Mitarbeiter im Empfangsgebäude vorsah. Genutzt werden sollen dafür rund zwei Drittel der nutzbaren Fläche des Gebäudes.[5] Ein Privatinvestor übernahm die Sanierung, anschließend will der Landkreis einen Teil des Gebäudes für wenigstens 15 Jahre mieten. Die Umbauarbeiten dauerten von 2017 bis Anfang 2020.[6] Am 24. Januar 2020 wurde das sanierte Empfangsgebäude eröffnet.[7]
Der Bahnhof Bautzen besitzt einen Inselbahnsteig zwischen den Gleisen 2 und 3 sowie einen Hausbahnsteig am Gleis 1 direkt am Empfangsgebäude. Vom Empfangsgebäude bzw. vom Hausbahnsteig führt ein Personentunnel zum Mittelbahnsteig. In den Jahren 2010 und 2011 wurde der Bahnhof mit Geldern aus dem Konjunkturpaket modernisiert. Die Bahnsteige wurden angehoben, Treppenaufgänge erneuert und weitere Aufzüge sowie Schrift-Anzeigetafeln installiert.[8]
Gleis | Ort | Nutzbare Länge [m][9] | Bahnsteighöhe [cm][9] | Aktuelle Nutzung |
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1 | Hausbahnsteig | 173 | 55 | nach Dresden |
2 | Mittelbahnsteig | 171 | 55 | nach Görlitz |
3A/3B | Mittelbahnsteig | 171 | 55 | aktuell keine Nutzung |
Bautzen wird seit der Einstellung des Fernverkehrs im Jahr 2004 nur noch von Regionalzügen in der Relation Dresden–Görlitz bedient, von denen bis zum Fahrplanwechsel 2018 einige von und nach Wrocław (Breslau) in Polen durchgebunden wurden. Der Trilex-Express (RE1) fährt über Görlitz hinaus bis Zgorzelec, wo Anschluss an die polnischen Züge nach Wrocław besteht. Tagsüber besteht eine stündliche Verbindung nach Dresden, teils mit Umstieg in Bischofswerda.
Linie | Linienweg | Takt (min) | EVU |
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RE1 | Dresden Hbf – Görlitz – Zgorzelec | 60 (tagsüber) | DLB |
RB60 | (Dresden Hbf –)Bischofswerda – Görlitz | 60 (120) | DLB |
Stand: 12. Dezember 2021 |
Es begann mit einem zweiständigen Lokomotivschuppen südlich vom Bahnhofsgebäude. Man geht davon aus, dass der Lokomotivschuppen 1846 errichtet wurde, da ab Dezember 1848 eine Dampflokomotive auf dem Bahnhof Bautzen stationiert war. Mit dem Bau der Strecke Bautzen–Schandau kam es ab 1874 im Bahnhof Bautzen zu Gleiserweiterungen, so dass der zweiständige Lokschuppen abgerissen werden musste. Es entstand 1877 das erste Betriebswerk an der Preuschwitzer Straße (Westkopf) mit einem siebenständigen Lokschuppen und den für die Lokbehandlung erforderlichen Anlagen. Das Wasserstationsgebäude ist noch heute vorhanden. 1909 kam für das Betriebswerk an der Preuschwitzer Straße das Ende.
Mit zunehmenden Transportleistungen (Verkehr in vier Richtungen) musste der Lokbestand in Bautzen erhöht werden, so dass 1909 das neue Betriebswerk mit einem fünfzehnständigen Ringlokschuppen am alten Wilthener Gleis (Ostkopf) in Betrieb genommen wurde. Hier waren die für die Lokbehandlung und Lokreparatur notwendigen Anlagen vorhanden. Heute sind noch der Kohlenschuppen, das Verwaltungsgebäude (Lokleitung) und das Wasserstationsgebäude vorhanden.
Es gehörte seit der Eröffnung der Bahnstrecke Görlitz–Dresden im Jahre 1846 zur Sächsisch-Schlesischen Eisenbahngesellschaft, die 1851 verstaatlicht wurde, danach ab 1922 zur Reichsbahndirektion Dresden. Durch die Umstrukturierung der Eisenbahn nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Betriebswerk Bautzen 1952 in die Reichsbahndirektion Cottbus eingegliedert.
Lokomotivbestand Mai 1945:
7 × Baureihe (BR) 38 sä (Rollwagen); 3 × BR 38 pr; 8 × BR 52; 5 × BR 55; 2 × BR 56; 5 × BR 58; 1 × BR 86; 6 × BR 91; 4 × BR94 sä
Lokomotivbestand Juli 1965:
3 × BR 38 sä; 5 × BR 38 pr; 28 × BR 52; 7 × BR 75 bad; 3 × BR 91; 13 × BR 94 sä; 4 × V15
Lokomotivbestand August 1983:
18 × BR 52.8; 1 × BR 44; 1 × BR 65; 40 verschiedene Dieselloks;
Bis zum 14. Mai 1988 waren hier einsatzfähige Dampflokomotiven der Baureihe 52.8 für den planmäßigen Streckendienst und zwei Heizloks beheimatet.
Auf der Südseite des Bahnhofs befindet sich an der Ricarda-Huch-Straße die Ladestelle Bautzen. Sie verfügt über eine Ladestraße am Gleis 40 mit einer Rampenlänge von 116 Metern und einer Ladefläche von 2.150 Quadratmetern sowie eine Seitenladerampe am Gleis 46 mit einer Kantenlänge von 257 Metern und 34 Quadratmetern Ladefläche.[10]